Was ist das Unterbewusstsein und wie ist es entstanden?

Jeder Mensch hat genetische Veranlagungen, unser Unterbewusstsein ist jedoch zu Beginn noch frei. In den ersten Lebensjahren findet der Großteil der Gehirnentwicklung statt und die meisten neuronalen Verknüpfungen werden angelegt. Zu Beginn reagieren bei jeder Interaktion zwischen Kind und Umwelt noch Tausende von Gehirnzellen. Das Gehirn arbeitet hauptsächlich im Bereich der Delta- und Thetawellen, ist also besonders aufnahmebereit und komplett flexibel, sich seiner Umwelt anzupassen. Es werden dabei sowohl positive als auch negative Einflüsse verarbeitet. Wenn nun wiederholt ähnliche Eindrücke, Wahrnehmungen und Erfahrungen auftreten, entstehen „Gehirnpfade“. Das heißt, ähnliche Signale folgen immer häufiger demselben Weg, der durch bestimmte chemische Signale in den Synapsen zwischen den Neuronen markiert wird. Haben diese Pfade eine bestimmte Stärke erreicht, dann bleiben sie dauerhaft bestehen. Erfahrungen, die sehr emotional sind, sind dabei besonders einprägsam. Das Gehirn wird so auf ganz individuelle Weise organisiert. Bei entsprechenden Wiederholungen, wie zum Beispiel beim Lesen oder Autofahren, automatisieren sich diese Pfade, um besser schalten und die Situation erfassen zu können. Das ermöglicht eine schnelle Reaktion und einen geringeren Energieverbrauch. Das ist für uns überlebenswichtig.

Wichtig ist auch eine stabile Persönlichkeitsstruktur. Für unser Identitätsverständnis, und um in einer Gemeinschaft angenommen zu werden, muss ein Mensch und sein Verhalten berechenbar sein. Auch daher ist eine möglichst feste Struktur, biologisch gesehen, vorteilhaft.

Diese Vorprägungen laufen unbewusst ab. Gerade an die ersten für die Gehirnentwicklung wichtigsten Jahre, können wir uns als Erwachsene kaum noch erinnern. Erinnerungen sind, vereinfacht gesagt, neuronale Muster. Allerdings verlieren wir den Zugang zu ihnen. Es ist als würde dein PC ein neues Betriebssystem erhalten und du kannst die alten Dateien nicht mehr lesen. Es ist uns also nicht oder nicht mehr bewusst, warum wir entsprechend denken und reagieren. Die entstandenen Automatismen laufen so schnell ab, dass das bewusste Denken nicht folgen kann. Bewusst werden uns nur noch die Resultate.

Alle diese Pfade, die sozusagen unsere Persönlichkeit und den Filter unserer Erfahrungswelt formen, sind in unserem Unterbewusstsein fest eingespeichert, denn diese Vorgänge entziehen sich unserer bewussten Kontrolle. Genauso wie die Steuerung unserer Atmung, die Regulation unseres Immunsystems oder unserer Körpertemperatur. Dies ist auch gut so, denn es würde uns zu viel Zeit und Rechenleistung kosten, das alles bewusst zu steuern. Die Fehleranfälligkeit wäre ebenfalls zu hoch. Es wäre also viel zu riskant und ineffizient.

Um hier einmal einen Vergleich aufzuzeigen: Die unbewusste Informationsverarbeitung bewältigt 11 Millionen Bit/Sek. Das bewusste Denken verfügt gerade einmal über eine Kapazität von 70 Bit/Sek. Zudem arbeiten etwa 90% des Gehirns unbewusst, d.h. das gesamte Gehirn außerhalb des Cortex und einem großen Teil der Großhirnrinde. Das bewusste Denken hat jedoch nicht nur einen geringen Anteil an der Verarbeitung aller Informationen, sondern bereits an deren Aufnahme.

Neurowissenschaftler gehen davon aus, dass lediglich 0,1 Prozent aller Sinneseindrücke bewusst gemacht werden. 99.9 Prozent bleiben demnach unbewusst. Pro Sekunde werden ca. 11 Millionen Sinneseindrücke in unserem Gehirn verarbeitet. Davon nehmen wir jedoch nur etwa 40 bewusst wahr. (An den Mathematiker: Kann diese Rechnung überhaupt stimmen? 40 von 11 Millionen sind doch nicht 0,1 Prozent oder wie kann ich das verstehen?) Das heißt aber nicht, dass sie ignoriert werden. Sie durchlaufen ebenfalls unser Nervensystem, werden verarbeitet, mit bereits abgespeicherten Informationen verglichen und anschließend emotional bewertet. Dies ist ein Schutzmechanismus unseres Gehirns, da die vollständige Verarbeitung aller Eindrücke zu einer Überlastung führen würde. Der Großteil dieser unvorstellbaren Menge an Informationen wird dennoch in unserem Unterbewusstsein gespeichert. Man kann sich das Unterbewusstsein wie eine riesige, dunkle Bibliothek mit vielen Räumen vorstellen. Unser Bewusstsein fungiert dabei wie eine Taschenlampe, die es uns erlaubt auf Teile der Informationen zuzugreifen.

Selbst bei ganz „bewussten“ Denkprozessen, wie zum Beispiel beim Treffen einer Entscheidung, läuft immer noch 70 – 95 % unbewusst ab. Im Prinzip trifft also unser Unterbewusstsein alle unsere Entscheidungen, selbst wenn wir denken, bewusst und vielleicht sogar rein logisch zu handeln. Neurowissenschaftler konnten nachweisen, dass kurz bevor wir „bewusst“ eine Entscheidung treffen, diese in den Basalganglien unter Anleitung des emotionalen Erfahrungsgedächtnisses bereits gefallen ist. Welche Gedanken, Wünsche und Ideen ein Mensch hat, bestimmt demnach ebenfalls sein Unterbewusstsein.

Das Bewusstsein wird vom Unterbewusstsein nur eingeschaltet, wenn es mit Hilfe der verschiedenen Gedächtnisarten entschieden hat, dass es sich dabei um ein wichtiges oder unbekanntes Geschehen oder um ein Problem handelt, für das die unbewusste Verarbeitungsebene zu kompliziert ist. Zum Beispiel beim Erlernen neuer motorischer Fähigkeiten ( z.B. dem Autofahren, das dann im Laufe der Zeit automatisiert wird.), wenn eine neue Bedeutung oder ein komplexer Sachverhalt zu erfassen ist, oder wenn wir langfristige Handlungsplanungen machen.

Wie können wir dennoch Veränderungen bewirken beziehungsweise die Funktion unseres Unterbewusstseins für uns nutzen?

Indem wir möglichst direkt, also mit Hilfe der Hypnose, mit unserem Unterbewusstsein kommunizieren, seine Sprache erlernen, bewusst unseren Fokus setzen und neue Gewohnheiten schaffen.

Was hat es mit den Hirnwellen in Hypnose auf sich?

Von der Geburt bis zum 2. Lebensjahr arbeitet das Gehirn hauptsächlich auf Unterfrequenz, also im Bereich der Delta-Wellen. Das ist der Bereich des Unbewussten. Babys beurteilen und korrigieren die von der Außenwelt empfangenen Informationen kaum. Die Aktivität des „denkenden Gehirns“, des Neokortex, ist sehr gering. Nach dem zweiten Lebensjahr, befinden sich die Kinder in der Welt der Theta-Wellen. Auch dies sind tranceähnliche Zustände. Das kritische und rationale Denken ist wenig entwickelt. Kinder speichern alles was sie sehen und hören und formen daraus Überzeugungen. Sie glauben daher meistens was man ihnen sagt und speichern dies ungefiltert in ihrem Unterbewusstsein. Waren es zuvor nur Wahrnehmungen, Reaktionen und Emotionen, so werden hier auch konkrete Glaubenssätze geformt. Wie zum Beispiel: „Das Leben ist hart“, „Mädchen müssen brav sein“, „Jungen weinen nicht“. So wird der Wahrnehmungsfilter und somit die Realität geformt. Vom fünften bis zum achten Lebensjahr entwickelt sich dann der analytisch bewusste Verstand im Bereich der Alpha-Wellen. Die Kinder beginnen die Außenwelt zu interpretieren und Gesetzmäßigkeiten festzulegen. Sie stehen zwischen zwei Welten. Daher mögen sie auch Rollenspiele sehr. Je älter die Kinder werden, desto größer ist die Gehirnaktivität in höheren Frequenzen. Ab dem achten Lebensjahr treten immer häufiger Beta-Wellen auf und nach dem 12. Lebensjahr schließt sich, abgesehen von der REM- oder Tiefschlafphase, die Tür zwischen dem bewussten und dem unbewussten Verstand.

Im Zustand von Hypnose kommen wir wieder in die Bereiche der Delta- und Theta-Wellen und können den „kritischen Faktor“ des Bewusstseins umgehen. Dies ist neurologisch messbar und es sind eben jene Zustände, in denen unsere ersten Erfahrungen, Empfindungsreaktionen und Glaubenssätze abgespeichert wurden. Wenn wir mit reiner Logik und Willenskraft nicht mehr weiterkommen, können wir hier echte Veränderung bewirken. Zudem können wir das Gehirn in der Trance ganzheitlicher nutzen. Sämtliches abgespeichertes Wissen, Beobachtungen, Fähigkeiten und Erinnerungen stehen uns hier zu Verfügung. In diesem Zustand sind wir zudem sehr kreativ.

Wir können diese Bewusstseinszustände selbst herbeiführen. Dies ist auch neurologisch messbar. Dieser sogenannte „dritte Bewusstseinszustand“ ermöglicht einen besseren Zugang zu Gefühlen, Fähigkeiten und Erinnerungen wie z. B. vergessene Erlebnisse oder Ideen. Diese sogenannten Ressourcen können dann zur Problemlösung aktiviert werden. Da in der Hypnose andere Gehirnareale genutzt werden als im normalen Alltagsbewusstsein, steht dir nicht nur dein bewusstes Wissen zur Verfügung, sondern auch das unbewusste, also das gesamtes Wissen, das zur Lösung beitragen kann.